Geschichte der Zeche Bonifacius

Die nachfolgenden Angaben wurden aus zahlreichen Quellen zusammengetragen. Wir bemühen uns die spannende Geschichte dieser Zeche so ausführlich und so genau wie möglich zu erzählen. Sollten Sie über weitergehende oder anderslautende Informationen verfügen, so bitten wir um Nachricht.

Glück Auf!

  • Der Platz
  • Einfahrt mit Pförtner
  • Holz für die Stollen
  • Unter Tage



1845

Erste Feldesverleihung


1851

Das Bergwerk Bonifacius entsteht aus den Geviertfeldern Franziska, Christine und Bonifacius, welche unter dem Namen „Vereinigter Bonifacius“ mit oberbergamtlicher Bestätigung am 22.12./27.12.1851 konsolidiert wurden.


1857-1858

Mit dem Abteufen des Schachtes I wird im Jahre 1857 begonnen. Der Schacht stand auf dem so genannten Bartlingshof, einem der 18 Höfe, von welchem die Gemeinde Kray, die damals 299 Einwohner zählte, gebildet wurde.




1860-1862

Der Schacht I wird mit einem Malakowturm ausgestattet.
1860 wird Karbon erreicht bei 51 m (+7 m üNN).
1861 wird die 1. Sohle bei 90 m angesetzt. Die ersten Kohlen werden gefördert. 1862 wird die 2. Sohle bei 150 m angesetzt.

1863

Reguläre Fördermenge ca. 46.000 Tonnen bei 285 Beschäftigten. In Kalk wird für 4.000 Einwohner von Otto Kellner aus Deutz eine Gasfabrik für den Betrieb von 24 Gaslaternen errichtet. Die Fabrik wird vorzugsweise mit Ruhrkohlen von der Zeche Bonifacius betrieben.


1866

Im Februar 1866 ereignet sich im Flöz Hugo auf der 2. Sohle ein Wassereinbruch, der die gesamte Grube bis 40 m unter der Hängebank zum Ersaufen bringt. Bonifacius liegt fast ein Jahr lang still.


1867

Nachdem die Tiefbausohle 1 1/2 Jahre unter Wasser gestanden hatte, gelang es nach dem Einbau einer zweiten 22zölligen Druckpumpe dieselbe wieder in Betrieb zu setzen und die Gesamtzuflüsse von 135 Cbfss. pro Minute zu halten. Die Förderung wird im Mai wiederaufgenommen, nachdem die Zeche wieder wasserfrei ist. Danach wurde der Schacht standsicher ausgebaut.

Die Eisenbahnhaltestelle Essen-Kray wird in Betrieb genommen. Diese bedeutet für das Bergwerk in Anbindung an die Köln-Mindener Eisenbahn durch die Wanner Strecke eine ernorme Verkehrserleichterung und behebt die schwierige Absatzlage. Die Strecke wird durch die Rheinische Eisenbahngesellschaft betrieben.

1868

Der Schacht I wird weiter abgeteuft und die 3. Sohle wird auf 218 m angesetzt.


1870

Reguläre Fördermenge ca. 188.000 Tonnen bei 600 Beschäftigten.


1872-1873

Am 27. März 1872 übernimmt eine mit einem Stammkapital von 6.000.000 Mark gegründete Aktiengesellschaft das bis dahin gewerkschaftlich betriebene Bergwerk. Um die mit dem Abteufen des Schachtes 2 im Jahre 1872 begonnene Vergrösserung der Anlage weiterzuführen und ausserdem Arbeiterwohnungen bauen zu können, wird im Jahre 1873 das Aktienkapital um 1.500.000 Mark erhöht. Der Schacht II wurde ebenfalls mit einem Malakowturm ausgestattet und übernahm die Hauptförderung der Zeche.


1874

Durch einen Pumpenschaden läuft Schacht I voll.


1879

Der Ingenieur Henry Dick übernimmt die Leitung der Anlage. Unter ihm erfolgt im Jahre 1881 für 150.000,00 Mark die Erwerbung des Abbaurechtes für einen 350.000 m2 grossen Teil des Feldes der Gewerkschaft Helmuth.



1883

Auf Zeche Bonifacius geht die erste elektrische Grubenlokomotive des Ruhrgebiets in Betrieb.


1890

Auf Zeche Bonifacius wurden immer wieder die neuesten technischen Entwicklungen angewendet. Verkokung: Zur Abtrocknung der Kokskohle wurde die den Luftkanälen der Koksöfen entströmende heisse Luft dadurch nutzbar gemacht, dass man Sie in einem vorgemauerten Behälter auffängt und durch eine Rohrleitung unter den Kokskohlenthurm führt.


1897-1899

Am 22. Juni 1897 geht Schacht II von der 4. Sohle bis 97 m unter Tage zu Bruch. Bis der betriebsfertige Zustand des Schachtes wieder erreicht ist, vergehen eineinhalb Jahre. Kurz darauf, am 14. Mai 1899, brennt das Schachtgebäude Bonifacius I bis auf die Umfassungsmauern nieder. Schacht III wird abgeteuft.

Die durch diese Geschehnisse finanziell stark in Mitleidenschaft gezogene Bergwerksgesellschaft Ver. Bonifacius wurde noch am 01.11.1899 von der Gelsenkirchener Bergwerks-AG übernommen, die damit ihren Grubenbesitz abrunden konnte.

Ferner wurde 1898 bis 1899 ca. 1 km südlich des Hauptschachtgeländes am Krayer Volkspark, Dortmunder Strasse, ein Wetterschacht Bonifacius III niedergebracht (verfüllt 1968). Ein 1892 im nördlichen Teil des Grubenfeldes zur Grenze Gelsenkirchen-Rotthausen, Halterner Strasse, niedergebrachter Spülschacht wurde fortan als Schacht IV bezeichnet (verfüllt 1956).


1900

Reguläre Fördermenge beträgt ca. 545.000 Tonnen bei 2087 Beschäftigten.


1903

Die Lohnhalle mit den Sozialgebäuden wird nach den Plänen des Zechenbaumeisters Bongard fertiggestellt.


1906-1910

Mit der Übernahme von Bonifacius durch die Gelsen­kir­che­ner Bergwerks-AG beginnt eine Zeit betrieblichen Ausbaues von bisher nicht gekanntem Umfang. Die Tagesanlagen werden durchgreifend neu gestaltet. Es werden moderne Werkstätten und eine Mannschaftskaue mit anschlie­ssen­den Büroräumen errichtet. Im Grubenbetrieb erfolgt der Ersatz der Pferde durch Maschinen und von Dampf durch Elektrizität.

Statt der alten Dampfmaschine werden zwei elektrische Fördermaschinen aufgestellt. Der vorhandene Malakoffturm wird durch ein eisernes Strebengerüst in Fachwerk-Bau­wei­se mit nebeneinander liegenden Seilscheiben ersetzt. Der Schacht I wird bis auf 400 m abgeteuft. Der Förderbetrieb wird 1910 eröffnet.



1907

wird eine neue Ringofenziegelei für den stetig steigenden Bedarf an Ziegelsteinen gebaut.


1908

Wegen der inzwischen voll aufgenommenen Essfein­kohlen­förderung aus dem Wattenscheider Sattel wird 1908 eine Brikettfabrik für eine Jahresleistung von 75.000,00 Tonnen Briketts erbaut (stillgelegt 1925). Die Bahnlinie Kray-Gelsen­kirchen wird nach langwierigen Verhandlungen mit der Staatsbahn um etwa 150 m nach Osten verlegt.


1910

wird die alte, in den 1880er Jahren angelegte Kokerei bei Schacht II stillgelegt und im östlichen Anschluss an die Zeche eine neue Kokerei mit 240 Koksöfen und Benzolfabrik gebaut, deren Belegschaft zeitweise bis zu 750 Mann betrug.



1913

beträgt die reguläre Fördermenge ca. 1 Million Tonnen bei 3.416 Beschäftigten.


1914-1915

Die technische Innovation geht immer weiter. Durch den Einbau einer modernen Siemens-Schuckert Elektro-Fördermaschine mit Koepe-Treibscheibe kann die Förder­kapazität weiter gesteigert werden. Beide 3-stöckigen Förderkörbe waren mit einem Seil verbunden, die Körbe fuhren also gegenläufig. Wenn der eine ganz oben war, war der andere ganz unten. Dadurch musste nicht wie zuvor das Seil aufgewickelt werden. Zudem kam durch das Seil ein Gewichtsausgleich zustande.


20.02.1917

Bei der GBAG kam es zu einem ersten Teilausstand auf der Essener Zeche Bonifacius, dessen Motive für die innerbetriebliche Kommunikation des Kohlekonzerns bezeichnend waren. Auf der Arbeiterausschußsitzung vom 20. Februar 1917 erklärten die Arbeitervertreter: "Der Streik, in den ein Teil der Belegschaft eingetreten sei, solle nur eine kurze Demonstration sein, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Regierung darauf zu lenken, daß es nicht mehr so weitergehe ... Die Hauptunruhe sei dadurch entstanden, daß den Leuten in der Ernährungsfrage immer wieder Versprechungen gemacht würden ohne Erfolg und daß die Gleichmäßigkeit der Lebensmittelversorgung noch viel zu wünschen übrig lasse."
(Quelle: Betriebliche Mitbestimmung in der Weimarer Republik, Werner Plumpe, 1999)




1920

fördern 4.694 Beschäftigte rund 726.000,00 Tonnen.


1923

Hermann Olfe ist Generaldirektor der Zeche Bonifacius.


15.08.1924

Bei einer Schlagwetterexplosion sind vier Todesopfer zu beklagen.




1925

stellt Schacht III die Förderung ein, bleibt jedoch als Seilfahrt- und Wetterschacht in Betrieb.


1926

Die Kriegs- und Nachkriegszeit zwingen Bonifacius zum Abweichen vom planmässigen Ausbau des Werkes. Im Jahre 1926 übernimmt die Vereinigte Stahlwerke A.G. das Bergwerk.


1928

Das Bergwerk Bonifacius verfügt über die Förder- und Seilfahrtschächte I und II sowie die Wetterschächte III und IV. Die Fördermenge beträgt ca. 962.000 Tonnen bei 3.300 Beschäftigten.



1931

Im Schacht II wird die 8. Sohle bei 671 m angesetzt.


1935

Die Zechenbahn Zollverein - Bonifacius wird in Betrieb genommen. Auf dem Foto sieht man die Belastungsfahrt der neugebauten Brücke Rotthauser Straße. Die Reichsbahnlok 55 5593 mit Messwagen kommt aus Richtung Zollverein und fährt gleich in die Spitzkehre Bonifacius ein.
Davor die Linie 4 von Steele nach Gelsenkirchen. Der Triebwagen 174 der BoGeStra stammt aus einer 1912 gebauten Serie (170 bis 184) der Actien-Gesellschaft Düsseldorfer Eisenbahnbedarf (vorm. Weyer & Co.)

Auf Schacht II wird eine elektrische Fördermaschine mit Gleichstrommotor in Betrieb genommen, die bei einer Nutzlast von 14.000 kg und einer Fördergeschwindigkeit von 20 m/s die leistungsfähigste in Betrieb befindliche Förderanlage Europas ist. Die Treibscheibe hat 7000 mm Durchmesser und besteht aus einer Stahlguß-Nabe und schmiedeeisernen Speichen und Kranz.

1939

Die höchste Fördermenge erbrachte die Anlage 1939 mit über 1,25 Millionen Tonnen bei 2.860 Beschäftigten.


23.06.1941

Durch eine Schlagwetterexplosion sind fünf Todesopfer zu beklagen.


1945

Die Fördermenge sinkt auf etwa 293.000,00 Tonnen. 2.029 Beschäftigte.


1949-1952

Der Hauptwetterschacht V wird im Osten des Grubenfeldes (Grenze Wattenscheid) abgeteuft und geht 1952 in Betrieb. 1950 werden rund 780.000,00 Tonnen Fett- und Magerkohle gefördert.



1953-1954

1953 wird im Schacht III die 9. Sohle bei 940 m angesetzt.
Ausserdem wird die Sieberei und Bergeverladung neu gebaut. Auf den Foto sieht man die im Bau befindliche Bandbrücke von Sieberei zum Bergeverladeturm, gebaut durch Fa. WEDAG. Darunter die Kübelwagen der GBAG in 2 Bauformen.



1956

Wetterschacht IV wird aufgegeben.



1957-1958 Beginn der Kohlekrise und des Zechensterbens:



Die Kohle wird immer mehr von Heizöl und Erdgas verdrängt. Am 22.02.1958 müssen 16.000 Bergleute im Ruhrgebiet eine Feierschicht einlegen. Es beginnt eine Dauerkrise des Steinkohlebergbaus, die in den kommenden Jahrzehnten zur Schließung von fast allen Zechen, Hochöfen und Stahlwerken führt. Die Zeche Bonifacius ist zunächst nicht so stark betroffen, da hier immer noch besonders fette Kohle abgebaut wird.

Umfassende Informationen zur Geschichte der Kohleindustrie und der Kohlekrise finden Sie hier: www.Route-der-Industriekultur.de, www.Wikipedia.de




1960-1964

1960 liegt die Fördermenge wieder bei 1 Million Tonnen. 2.604 Menschen sind auf Bonifacius beschäftigt. 1964 wird von der 9. Sohle ein Blindschacht abgeteuft.


22.12.1964

Drei Bergleute sind tödlich verunglückt. Sie waren in einem Kübelwagen unter Tage rund 150 Meter in die Tiefe abgestürzt. Zeitungsartikel NRZ (Quelle: Institut für Zeitungsforschung, Dortmund)


1965

Im Blindschacht wird die 10. Sohle bei 992 m angesezt.
Die Fördermenge beträgt 1.128.020 Tonnen bei 2.375 Beschäftigten.



1965-1972

Im Verlauf der Kohlekrise muss auch die Zeche Bonifacius aufgeben. Die Schachtanlage Bonifacius wird 1966 mit derDurchstich2 Zeche Holland (Bochum-Wattenscheid) vereinigt. Dazu wird "unter Tage" unter der Leitung von Herrn Römmer-Collmann ein Durchschlag zur Zeche Holland gemacht. Auf Bonifacius wird noch abgebaut aber nicht mehr gefördert. Die Kohle wird "unter Tage" nach Zeche Holland verbracht. Im Zuge der Zusammenlegung beträgt die Fördermenge der Zeche Holland/Bonifacius 1,4 Millionen Tonnen.


1974

Die Zeche Holland/Bonifacius wird stillgelegt. Die Schächte bleiben zunächst offen und werden weiter als Seilfahrt- und Wetterschachtanlagen genutzt. Die Förderung wird von Zeche Zollverein übernommen. Die Kohle wird "unter Tage" nach Zollverein verbracht. Folgende Schächte werden an Zollverein angegliedert: Holland IV/VI, Rheinelbe IV/VI, Alma V, Bonifacius I/II/V.


1975

Dipl. Kfm. Werner Ebert beginnt mit dem Ankauf der Übertageanlagen des Bergwerks Bonifacius. Das ehemalige Kauengebäude wird umgebaut und als Sportanlage genutzt. Schacht II wird verfüllt.



1980-1983

Ab 1980 wurde mit dem Abbau des letzten Fettkohlevorrates im Flöz Sonnenschein die Verlagerung des Abbaus nach Norden betrieben. Die südlichen und östlichen Schächte wurden nach und nach aufgegeben. Ab 1982 wurde ein Förderverbund mit der benachbarten Zeche Nordstern betrieben. Im Gegenzug erfolgte die Aufgabe des Baufeldes Holland/Bonifacius mit dem Jahre 1983.

Die Förderung dieses Verbundbergwerks Nordstern-Zollverein erreichte noch einmal 3,2 Millionen Tonnen jährlich. Nach erneuten Absatzeinbrüchen für Ruhrkohle wurde allerdings in der Kohlerunde 1983 die Aufgabe des Förderstandortes Zollverein beschlossen.


1984

Mit der allerletzten Seilfahrt von Schacht I endet im Mai 1984 nach 133 Jahren endgültig der Betrieb der Zeche Bonifacius.


23.12.1986

Am 23. Dezember 1986 werden alle verbliebenen Förderanlagen von Zollverein, der einstmals grössten und modernsten Zeche Europas, stillgelegt.


1988

Bonifacius wird unter Denkmalschutz gestellt.


1991-1992

Werner Ebert hat fast sämtliche Aufbauten und Grundstücke der Anlage erworben. 1992 verstirbt Werner Ebert nach schwerer Krankheit. Die Erbengemeinschaft, unter der Geschäftsführung von Wolfgang Vergin, sichert den Willen von Werner Ebert, sein Lebenswerk, den Erhalt und die Weiterentwicklung der Zeche Bonifacius, fortzuführen.


1992-1993

Das Fördergerüst von Schacht I wird mit erheblichen Mitteln restauriert.


1993

Die Sanierungsarbeiten an den Übertageanlagen werden weitergeführt. Die einzelnen Gebäude werden neuen Nutzungen zugeführt und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.


2004

Im Herbst 2004 eröffnet das Kultur- und Tagungshotel Alte Lohnhalle.





Quellen